Mit der Landwirtschaftlichen Betriebszählung 2023 liegen erstmals Zahlen zum Wasservolumen für die landwirtschaftliche Bewässerung in der Schweiz vor. Angesichts tendenziell steigender Temperaturen, vermehrten Dürreperioden, häufigeren Hitzewellen und starken Schwankungen zwischen trockenen und feuchten Phasen, gewinnen Angaben zum Wasserverbrauch generell in der Schweiz und speziell in der Landwirtschaft zunehmend an Bedeutung.
Wasser reicht für 15'000 olympische Schwimmbecken
Die Ergebnisse der Erhebung zeigen, dass die Schweizer Landwirtschaft im Jahr 2023 gesamthaft 37,4 Millionen Kubikmeter Wasser für die Bewässerung im Freiland eingesetzt hat. Zur Veranschaulichung: Mit dieser Wassermenge könnten ungefähr 15 000 olympische Schwimmbecken oder rund die Hälfte des Göscheneralpsees gefüllt werden. In Bezug auf die Wasserversorgung in der Schweiz würde es den Jahresbedarf von 500 000 Einwohnern einer grossen Stadt wie Zürich decken.
Wallis schwingt mit 13,9 Millionen Kubikmetern obenaus
Auf kantonaler Ebene nimmt die landwirtschaftliche Bewässerung 2023 sehr unterschiedliche Ausmasse an. Während in der Zentralschweiz (UR, NW, OW, ZG, SZ) Mengen unter 100 000 Kubikmeter eingesetzt wurden, lagen Kantone in der Westschweiz (VD, FR, BE), der Ostschweiz (TG, GR) und der Kanton Zürich auf einem weit höheren Niveau von über 2 Millionen Kubikmetern. Mit Abstand am meisten Wasser eingesetzt wurde im Kanton Wallis (13,9 Mio. m3), an zweiter Stelle folgte Waadt (4,3 Mio. m3) und an dritter Stelle Bern (3,6 Mio. m3). Das Wallis stellt in der Schweiz einen Sonderfall dar: Die grossen Wassermengen, die dort in der Landwirtschaft eingesetzt werden, stehen im engen Zusammenhang mit dem besonders trockenen Sommerklima des Rhonetales sowie den ausgedehnten Dauergrünland-, Reb- und Obstflächen, die mit Wasser aus Gebirgsquellen wie Stauseen und Bächen über die traditionellen Suonen (Bewässerungskanäle) bewässert werden.
Ein Drittel des Bewässerungswassers landet auf Grünland und Gemüse
Im Jahr 2023 wurden 12,8 Millionen Kubikmeter oder 34% des gesamten Bewässerungswassers für Grünland (Dauergrünland und Kunstwiesen) verwendet, gefolgt von Gemüse (9,4 Mio. m3), Obst (5,3 Mio. m3) und Kartoffeln (5,0 Mio. m3). Mengenmässig am wenigsten Wasser setzten Landwirtinnen und Landwirte für die Bewässerung von Zuckerrüben (0,5 Mio. m3) und Ackerkulturen wie Hülsenfrüchte, Raps und Sonnenblumen (0,6 Mio. m3) ein.
Total wurden in der Schweiz 34 200 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche bewässert. Dies entspricht etwa der doppelten Fläche des Kantons Appenzell Innerhoden oder 49 000 Fussballfeldern. Mehr als die Hälfte (53%) der bewässerten Flächen oder rund 18 300 Hektaren bestand aus Grünland und Gemüse, ein Viertel (25%) bestand aus Obst und Kartoffeln. Nur etwa 4% der bewässerten Flächen bezog sich auf Zuckerrüben und Beeren inkl. Erdbeeren.
Zwei Drittel der schweizweiten Beerenfläche wird bewässert
Im Jahr 2023 wurden zwei Drittel (67%) der in der Schweiz vorhandenen Beerenanlagenflächen inkl. Erdbeeren bewässert. Nur leicht tiefer lag der Wert für das Gemüse (64%). Der Anteil der bewässerten Obstanlagen- und Kartoffelfläche lag bei 56% bzw. 44%. Erwartungsgemäss auf sehr tiefem Niveau befanden sich die bewässerten Flächen für Getreide inkl. Mais sowie Grünland mit je 1,4%. Von der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche der Schweiz wurden 3,3% bewässert.
Jeder fünfte Landwirtschaftsbetrieb verkauft die Produkte direkt ab Hof
Rund 22 800 oder 48% aller Landwirtschaftsbetriebe in der Schweiz haben im Jahr 2023 ihre Tätigkeiten diversifiziert. Die wohl wichtigste Diversifikationsaktivität ist die Direktvermarktung. Jeder fünfte Betrieb (20%) verkaufte im Berichtsjahr die eigenen Produkte direkt ab Hof an die Konsumentinnen und Konsumenten, beispielsweise in einem Hofladen, auf dem Markt oder mittels Hauslieferungen. Im Vergleich zu den beiden vorherigen Erhebungen (2020: 26%, 2016: 22%) hat dieser Verkaufskanal abgenommen. Eine positive Entwicklung zeigt sich hingegen gegenüber 2013 (15%).
Etliche Produkte, die im Hofladen verkauft werden, wurden zuvor vor Ort verarbeitet. Das betraf im Jahr 2023 10% aller Betriebe. Die Entwicklung dieser Tätigkeit ist im Laufe der letzten zehn Jahre eher stabil geblieben (2020: 14%, 2016: 12%, 2013: 10%). Ein weiteres Standbein in der Diversifikation ist die Lohnarbeit für andere Landwirtschaftsbetriebe. Diese Tätigkeit wurde im Jahr 2023 von 11% der Betriebe ausgeübt und lag ebenfalls im Bereich der Erhebungen der Vorjahre (2020: 13%, 2016: 12%, 2013: 10%). Eine Tätigkeit, die sich in den letzten Jahren positiv entwickelt hat, ist die Erzeugung erneuerbarer Energie: 2023 produzierten mehr als 2600 oder 6% aller Betriebe Energie zur Vermarktung. Zehn Jahre zuvor waren es noch 2%.
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BFS
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