In Industriebetrieben wird über die Hälfte (rund 55%) für die Prozesswärme genutzt. Prozesswärme wird beispielsweise für die Erzeugung von Dampf oder Heisswasser oder für Trocknungsprozesse gebraucht. Die Prozesswärme wird zu einem grossen Teil (rund 85%) mit fossilen Energien bereitgestellt. Durch eine bessere Energieeffizienz ihrer industriellen Prozesse profitieren die Unternehmen nicht nur wirtschaftlich, sondern sie tragen so auch entscheidend zur Erreichung des Klimaziels der Schweiz bei.
Seit 2011 unterstützt das BFE mit seinem Programm EnergieSchweiz Industrie- und Gewerbebetriebe dabei, ihre Energieeffizienz zu optimieren. Das Förderprogramm «Pinch Energieanalysen für industrielle Betriebe» unterstützt finanziell detaillierte Pinch-Analysen und auch Pinch-Grobanalysen. Die Pinch- Analysen untersuchen die Energieströme im Unternehmen, um Potenziale für Energieeinsparungen und für die Umstellung auf erneuerbare Energien zu finden.
Im Auftrag des BFE hat EBP Schweiz die Wirkung der bisherigen Förderung und das Potenzial an weiteren Betrieben untersucht, die ebenfalls von Pinch-Analysen profitieren könnten. Die wichtigsten Resultate:
Bisher wurden Pinch-Analysen in 220 Betrieben durchgeführt. Diese wurden in den meisten Fällen von Moderatoren für Zielvereinbarungen oder von Energieberatern auf Pinch aufmerksam gemacht. Ansonsten ist Pinch in der Industrie noch wenig bekannt. Wird den Unternehmen eine Pinch-Anlyse angeboten, führen sie diese praktisch immer durch und erhalten daraus Empfehlungen für Massnahmen.
Die Auswertung von solchen empfohlenen Massnahmen in 78 Betrieben zeigt, dass damit pro Betrieb durchschnittlich 22% Prozent der thermischen Energie eingespart werden kann, was einer Gesamteinsparung von über 430 Gigawattstunden pro Jahr entspricht. Die Amortisationszeit der empfohlenen Massnahmen liegt bei drei Jahren (Medianwert).
Die Betriebe setzen setzten meist mindestens die Massnahmen mit dem besten Kosten-Nutzen-Verhältnis um sowie jene, die einfach umsetzbar sind und die industriellen Kernprozesse nicht verändern. Betriebe, die bei der Umsetzung von Pinch-Beratenden weiter begleitet werden, setzen einen Grossteil der empfohlenen Massnahmen um. Mitnahmeeffekte gibt es kaum, da die Massnahmen ja erst durch die Pinch-Analyse identifiziert werden konnten. Als «Nebeneffekte» der Analyse und der umgesetzten Massnahmen nennen die Betriebe, dass sie nun über eine aktualisierte und detaillierte Analyse des Energiehaushaltes verfügen, das Wissen für den Know-How Transfer und die Schulung des Personals sammeln konnten, und einen Anstoss für weitere Massnahmen in den Bereichen Strom, Wasser und Net- Zero Roadmaps erhalten haben.
Der Evaluationsbericht enthält schliesslich auch Empfehlungen, wie das Potenzial der Industriebetriebe für Pinch-Analysen erschlossen werden kann. Dazu gehört beispielsweise die Entwicklung einer PINCH- Small-Methode, um die Analysen so weit wie möglich zu automatisieren und zu vereinfachen, oder auch die Ausbildung von mehr Energieberatern für Pinch-Analysen.
Pinch-Analyse und Anlaufstellen in der Schweiz
Die Pinch-Analyse ist eine systemorientierte Methode zur Bestimmung des optimalen Energieeinsatzes und Anlagendesigns unter der Randbedingung von minimalen Kosten (Investition und Betrieb). Sie ist für die Energieoptimierung von einfachen als auch komplexen Anlagen-Systemen geeignet. Eine Pinch- Analyse ermöglicht Transparenz und Übersicht über die Energienutzung. Die Resultate bilden eine Entscheidungsgrundlage für die strategische Planung der Schritte auf dem Weg zur Dekarbonisierung. Durch Pinch-Analysen wird nicht nur thermische Energie eingespart, sondern oft auch eine beträchtliche Menge an elektrischer Energie, z.B. durch verringerte Leistungen von Kälteanlagen.
Die nationalen Stützpunkte «Prozessintegration/PinCH» werden in der Deutschschweiz von der Hochschule Luzern (HSLU) betrieben und in der Suisse Romande von der Haute Ecole d’Ingénierie et de Gestion du Canton de Vaud (HEIG-VD), siehe Link. Die beiden Stützpunkte sind Anlaufstelle für Industrieunternehmen, Ingenieurbüros, Anlagenbauer und Behörden bei Fragen rund um das Thema Prozessintegration und Pinch-Analyse. Zu den Aktivitäten der beiden Pinch-Stützpunkte gehört auch die Ausbildung der Fachleute. Die HSLU hat mit der Unterstützung des BFE und einem Expertenteam die Software PinCH für die Durchführung von Pinch-Analysen in der Industrie entwickelt. Die Software unterstützt ein systematisches, schrittweises Vorgehen und visualisiert den Ist-Zustands und die Einsparpotenziale.
Medienkontakt:
Medienstelle BFE, Tel. 058 460 81 52
Das Bundesamt für Energie (BFE) ist das Kompetenzzentrum für Fragen der Energieversorgung und der Energienutzung im Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK).
Das BFE schafft die Voraussetzungen für eine ausreichende, krisenfeste, breit gefächerte, wirtschaftliche und nachhaltige Energieversorgung. BFE sorgt für hohe Sicherheitsstandards bei der Produktion, dem Transport und der Nutzung von Energie. Sie schafft die Rahmenbedingungen für einen effizienten Strom- und Gasmarkt sowie eine angepasste Infrastruktur.
Bundesamt für Energie BFE (Firmenporträt) | |
Artikel 'Grosses Potenzial für Energieeinsparung in der Schweizer Industrie...' auf Swiss-Press.com |
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